Aufzucht

Bei einem normal entwickeltem Fohlen und einer fürsorglichen Mutterstute hat man als Halter kaum etwas mit der Aufzucht des Fohlens zu tun.

Die Aufgaben liegen eher in der Aufsicht und Sicherung der Umgebung. Ein besonderes Augenmerk sollte auch auf der Stute liegen. Sie hat in der Zeit des Stillens, auf Grund der Milchproduktion, einen erhöhten Energiebedarf. Man kann sie in dieser Phase durch gezieltes Zufüttern von Kraftfutter unterstützen.

In unserem Fall war Pünktchen durch die vorangegangenen Trächtigkeiten körperlich sehr ausgelaugt. Ihre Kondition konnte durch regelmäßige Bewegung bereits über den Sommer hin gut gesteigert werden. Seit dem wurde auch Kraftfutter zugefüttert um sie körperlich zu stärken.

Gretl, 4 Wochen alt

Das Fohlen wird in den ersten Wochen ausschließlich gesäugt, zum Teil jede halbe Stunde. Da das Fohlen, wie alle Kleinkinder und -tiere, die Umgebung besonders gerne mit dem Maul und der Nase erkundet, wird auch recht schnell an Allem und Jedem gelutscht und gekaut. Auch wenn noch gar keine Zähne vorhanden sind.

In dieser Zeit sollte man einen genauen Blick darauf werfen, was so alles ins Maul genommen wird. Nicht jeder Gegenstand gehört ins Eselmaul. Ein kleiner Klaps auf die Nase und ein energisches „Nein“ sollten binnen 5 Sekunden erfolgen, das Fohlen muss schließlich lernen was es darf und was nicht.

Wasser benötigt das Fohlen in den ersten Lebenswochen nicht, es erhält seine Flüssigkeit über die Muttermilch. Wenn es größer wird, ab ca. 2-3 Wochen, fängt es auch an am Wasser zu schnuppern und versucht zu trinken. Es orientiert sich dabei stark an den Elterntieren.

Gretls Zähne mit 14 Tagen

Die ersten Zähne (Milchzähne) entwickeln sich ab der ersten Lebenswoche. Mit 10-14 Tagen sind die Schneidezähne schon sehr gut sichtbar und auch einsatzfähig, ab da an wird schon einmal regelmäßig am Heu und Gras gezupft.

Ab ca. 6-8 Wochen frisst das Fohlen regelmäßig feste Nahrung und das Säugen wird von Mutterseite etwas eingeschränkt.

Gretl, 8 Wochen alt

Ab dem 3. Monat kann man beobachten, dass die Stute das Fohlen auch gelegentlich schon einmal daran hindert zu trinken, zumindest lässt sie es nicht mehr zu jeder Zeit zu. Gut zu beobachten, wenn man mit Stute und Fohlen unterwegs ist und die Stute keine Trinkpause für’s Fohlen einlegen möchte.

Ab dem 4. Monat frisst das Fohlen fast vollwertig von Heu und Stroh mit. Es trinkt nur noch zwischendurch oder nach besonders hoher körperlicher Anstrengung. Die Stute zwickt das Fohlen auch schon einmal weg, damit es nicht zu aufdringlich Richtung Euter zusteuert.

Gretl, 3 Monate alt

Das Fohlen sollte zu dieser Zeit agil und munter wirken und eine gesunde Lauffreude aufweisen. Auch die Elterntiere werden vom Fohlen zum Spielen und Toben aufgefordert, ein gutes Zeichen, da das Fohlen seine Umgebung aktiv wahr nimmt und sich bewegen möchte.

Ein Fohlen sollte mindestens 6 Monate bei den Elterntieren verbringen. Es lernt in dieser Zeit viel von seinen Eltern und wird sozial geprägt. Eine Abgabe sollte immer dem Entwicklungsstadium des Fohlens angepasst werden. Erst wenn es mental reif genug ist und auch die Bindung zur Stute gelockert ist, kann das Fohlen abgegeben werden.

Gretl, 4 Monate alt

Manche vertreten die Meinung, dass das Fohlen bis zu zwei Jahren bei den Eltern, bzw. im Herdenverbund verbleiben sollte, um ausreichend eseltypisches Sozialverhalten zu erlernen. Nicht immer ist dies aber umsetzbar oder ratsam. Es gibt auch Fohlen, gerne Hengstfohlen, die die Mutter zum Teil massiv bedrängen. In solch einem Fall ist die baldige Trennung von Fohlen und Stute ratsam. Mit ca. 1 Jahr sind die Hengste geschlechtsreif, ab dann besteht für die Stute die Gefahr, vom eigenen Sohn gedeckt zu werden.

Eine frühzeitige Trennung kann unter Umständen dann gerechtfertigt werden, wenn das Fohlen zu gleichaltrigen Artgenossen kommt. Allerdings sollte immer das Absetzen durch die Stute abgewartet werden. Da ab dem 4. Monat die Stute das Fohlen eh Stück für Stück entwöhnt, ist ein natürliches Absetzen in der Zeit zwischen dem 6. und 7. Monat sehr wahrscheinlich und sollte vom Halter für eine Abgabe des Fohlens abgewartet werden. Im Schnitt liegt das natürliche Absetzen bei ca. 10 Monaten. Nicht selten ist die Stute in freier Wildbahn zu diesem Zeitpunkt bereits wieder trächtig und benötigt die Energie für das Fohlen im Mutterleib.

Natürlich gibt es auch Fälle, in denen das Fohlen selbst mit 2 Jahren noch gelegentlich bei der Mutter trinkt, allerdings sollte man bedenken, dass das bedeutet, dass auch die Stute 2 Jahre lang Milch produzieren muss, was auch wieder einen erhöhten Energieaufwand für die Stute bedeutet.

Gretl 7 Monate alt

Ein künstliches Absetzen durch den Züchter/Halter ist nicht zu empfehlen, da dies für Fohlen und Stute zu Stress führen kann. Schließlich ist das Absetzen eines Fohlens ein natürlicher Prozess, der auch für die Stute wichtig ist. Gretl war bei der Abgabe 7 Monate alt und charakterlich sehr durchsetzungsfähig, mutig und selbständig. Sie war in den letzten Wochen teils eine Belastung für die Elterntiere, da sie gerade beim Spazieren gehen beide massiv bedrängte und auch mitunter sehr rabiat ihr Trinken vom Euter einforderte, auch wenn Pünktchen dies überhaupt nicht wollte.

Kleine Anmerkung am Rande: Während der gesamten Säugungsphase ist die Stute sehr auf den Schutz ihres Fohlens bedacht und beißt gnadenlos jede Gefahr weg. In unserem Fall den armen Anton. Sobald Gretl auch nur in die Nähe des Euters kam wurde nach Anton gebissen und getreten. Der Arme war ein richtiges Mobbing-Opfer. Seit Gretl ausgezogen ist, wird wieder gemeinschaftlich gespielt und auch gleichzeitig aus einem Bottich gefressen.

Da Esel nicht alleine gehalten werden sollen, ist es die Pflicht des Halters, bei der Suche nach einem geeigneten Zuhause für das Fohlen, auf die artgerechte Haltung zu achten und sich zu bemühen versierte Besitzer zu finden, die sich zukünftig um das Wohlergehen ihres Schützlings kümmern.